2014/06/27

i d i s a p p o i n t p e o p l e & p e o p l e d i s a p p o i n t me

ich lauf wie barfuß über Glas.
b a r f o o t o n g l a s s.
neverenough

v a g a b o n d



and i'm a little bit lost without you
and i'm a bloody big mess inside





2014/06/18

n o s t a l g i a

" wer wirklich bewahren will, was geschehen ist, der darf sich nicht den Erinnerungen hingeben. die menschliche Erinnerung ist ein viel zu wohliger Vorgang, um das Vergangene festzuhalten; sie ist das Gegenteil von dem, was sie zu sein vorgibt. denn die Erinnerung kann mehr, viel mehr: sie vollbringt beharrlich das Wunder, einen Frieden mit der Vergangenheit zu schlie0en, in dem sich jeder Groll verfluechtigt und der weiche Schleier der Nostalgie ueber alles legt, was mal scharf und schneidend empfunden wurde. glueckliche Menschen haben ein schlechtes Gedaechtnis und reiche Erinnerungen. "                          

u n d a l l e s i s t g e b l i e b e n , n u r n i c h t w i r

Dann stand dein Name da, im nassen Sand. Dein Name mit einer Muschel in den Sand geschrieben, ein bisschen weiter weg von dem Salzwasser, damit du sicher bist, vor den Wellen. Deine Buchstaben im dunklen Nass als die Nacht einbricht. Das war da, wo die Wellen gleichmaeßig und sachte an den Strand schlagen, leer gefegter Platz und kaum eine Menschenseele. Und ich stand da mit meinen nackten Fueßen und frage mich, wo du gerade bist, wie es dir geht, ob du okay bist und was du jetzt machst, jetzt, genau in dem Augenblick als ich am anderen Ende unter Palmen saß, auf weißen Saecken, die mit feinem Kiesel gefuellt sind, neben Strandliegen und Strohhütten. Wo warst du, als das Meer gerauscht hat und die Wellen den Wind erstickt haben? Wo warst du da? Ich hab mich nicht vom Fleck geruehrt, stande auf nassem Grund, bis hinter mir jemand auftauchte und sich wunderte, was ich da mache. Ich wollte das nicht. Ich wollte nichts erklaeren, nichts erzaehlen, nichts preisgeben. Ich will keine Zweifel hoeren oder Belehrungen ueber irgendwas, was nicht verstanden wird. Ich wollte das nicht hoeren. Meine Fingerspitzen glitten ueber deinen Vornamen, mehrmals hinter einander, damit du verschwindest. Damit du dich in Luft aufloest. Nur, damit dich niemand erkennt. Dass man mich nicht erkennt. Dass man uns nicht erkennt. Oder mich, in dir. Immernoch.

w i e v i e l e t r a e n e n p a s s e n i n e i n e n k a n a l

1710.jpg' Wir  schreien  in  den  Regen  -  ohne  Schirm  und  Chance. ' Das war es. Das war nachts als irgendwo ganz weit draußen, hinter flachen Wellen ein paar Lichter gebrannt haben. Das war mitten in der Nacht als ich den Strand entlang lief und ab und an auf ein paar Meeresmuscheln trat und sie angeleuchtet hab, um zu sehen, ob sie noch leben. Das war da, als ich an der Kueste stand und gewartet hab, bis der Sand unter meinen Fueßen von dem Salzwasser weggetragen wird und ich einsicker. Das war da, wo ich in der Finsternis auf einem klapprigen Stuhl saß und zum Himmel geschaut habe. Es war Vollmond und hinter mir befanden sich einzelne Strandhuetten. Das war da, wo ich mit dem Ruecken zu allem stand und mit dem Gesicht zum Wind. Das war da, wo das Meer lauter rauscht als alles andere. Das war da, wo niemand nach dir fragt. Das war da, wo es wehtat und da, wo du mir gefehlt hast. Das war ein paar Meilen weiter östlich. 
Dort, wo die Wolken anders aussehen.

u n d i c h t r a e u m v o n c h i c a g o

ich wuerde auch gerne mit dir auf einem Felsbrocken mitten unter der amerikanischen Sonne liegen oder hinter riesigen Glasscheiben stehen, ein paar hunderte Meter ueber dem Erdboden und auf die Skyline von Chicago blicken. Oder im Regen laufen. In Muelltueten und traeumen. Wenn die Sonne rauskommt und alles in einen goldenen Schein taucht, im Wald noch Nebel haengt und ein kleines Haeuschen mitten in einem verlassenen Waldgrundstueck steht, dann, dann will ich mit dir traeumen.

y o u f e e l l i k e h o m e


Du bist wie nach Hause kommen, weißt du das? Du bist das kleine Haeuschen hinter dem hohen Zaun mit verdorrten Blaettern, vertrockneten Pflanzen und verwelkten Blueten. Du bist das Zuhause mit dem aermlichen Beet, mit der Holzscheune hinter dem Hof und der Ueberdachung mit den angenagelten Handschuhen, den verbogenen Rechen, den robusten Harken und den rostigen Astscheren in den Plastikeimern und Schubladen unter dem morschen Holz. Du bist die schwere Tuer mit der borstigen Fußmatte und dem Briefkasten der immer quietscht, wenn man ihn oeffnet. Manchmal wenn ich nach Hause komme und es draußen eisig ist, dann hast du schon alle Heizungen aufgedreht und Brennholz in den Kamin geworfen. Im Wohnzimmer riecht es nach Zimt und Vanille - Duftkerzen und Leuchtsilhouetten haengen vor den Fenstern. Der Tisch ist gedeckt und die Flammen des Kerzentabletts flackern mit dem Funkeln der handbemalten Christbaumkugeln um die Wette. Die Musik ist leise aufgedreht und ich hoere das Xylophon im Hintergrund, die klaren Toene einer rauf und runter gespielten Tonleiter. Ueberall im Stockwerk riecht es nach Nadelbaeumen, Plaetzchen mit bunten Streuseln und Waffeln mit extra viel Puderzucker - so wie ich es so gern hab. Auf dem Teller liegen Lebkuchen und Butterspekulatius, weil ich den Geruch so sehr liebe und 2 Tassen mit sueßen Punsch. Der Nussknacker liegt neben den Walnuessen und draußen liegt dicker Schnee auf dem Fensterbrett. Auf der ausziehbaren Couch liegen ganz viele Kissen, Salzstangen und eine weiche Fleecedecke. Ich lege die Schluessel in die Kommode, haenge meine warme Winterjacke an den Kleiderhaken und klopfe den Schnee von den Stiefeln. Du legst deine Arme um mich und nimmst mir die Kaelte, ich bin endlich zuhause im Warmen, eine wuchtige Holztuer trennt mich von dem bitterkalten Draußen und von Menschen, die Masken tragen. Ich bin endlich daheim, du bist hier und ich bin hier und es duftet nach Liebe, in jedem Loch Liebe, auf jedem Regal Liebe, unter dem Stuhl, an den Staubkoernen haengt sie, wiegt sich im sanften Kerzenschein und in der Ecke steht sie auch. Wir schrauben die Uhr auf und holen die Batterien raus, die Zeit soll doch bitte mal stehen bleiben, sie darf nicht weiterlaufen. Hallo Uhr, leg doch mal 'ne Pause ein. Und manchmal, da komm ich nach Hause und es ist schrecklich still. Keine Menschenseele sitzt in den vier Waenden und ich hoere kein Atmen. Ich sehe nur Fußspuren aus Matsch entlang des Flurs und die Tuer steht halb offen. Das Haus ist tot, man spuert das, wenn schon lange niemand mehr dagewesen ist. Dann tapse ich leise in unser Zimmer, schiebe die Glastuer vorsichtig auf und mein Blick faellt auf das Bett. Die Bettdecke ist nicht zusammengelegt, die Bettlake ist laengst nicht mehr ueber die Matratze gespannt. Das Kopfkissen liegt umgekehrt auf ihrem Platz und auf dem Bett ist eine tiefe Kuhle. Du hast wohl schlecht geschlafen, denke ich mir.

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Ich kaempfe mich durch den Raum und ueberall liegen  Briefe,  karierte  Blaetter,  verknickt  und   mit   Eselsohren, teilweise angebrannt und vergilbte Fotografien. Sie sind verstreut ueber den ganzen Fußboden. Der Schrank steht offen, deine Klamotten liegen uebereinander, du hast die fein saeuberlich zusammengelegten Kleiderstapel umgeworfen in der Eile. Offene Schubladen mit heraushaengenden Socken und ein Chaos ist das, was du zurueckgelassen hast. Dann hetze ich raus in die Kueche. Vielleicht liegt ja auf dem Kuechentisch eine Nachricht fuer mich. Ein Notizzettel oder ein Papierschnipsel, auf dem geschrieben steht, wo die Richtung ist, in die du gelaufen bist oder wann du wieder kommst. Da ist nichts, nur ungespueltes Geschirr, Besteck liegt verstreut auf der Herdplatte und im Spuelbecken. Auf dem Porzellanteller liegen noch Brotkruemel und ein Fleck Marmelade. 'Wie lange steht das Haus schon leer?', frage ich mich. Ich komm nach Hause und die Vorhaenge sind nicht mehr an den Halterungen befestigt und die Gardinenstange haengt schief. Schiefe Mauern und eine dicke Staubschicht auf den Moebeln. An der Decke haengen ueberall Spinnennetze, der Putz broeckelt von der Wand und die gestrichene Farbe verblasst. Das Telefon ist ausgesteckt und ich kram meinen waermsten Pullover raus, der mit den groeßten Maschen und dem Rollkragen, weil ich kein Brennholz mehr hab fuer den Kamin. Ob du den Kompass mitgenommen hast, wundere ich mich. Du, du musst doch nach Hause finden! Ich blicke aus dem Fenster und dort draußen teilt sich der Himmel in verschiedene Grautoene die sich selbst uebermalen  und  vermischen. Der Morgengrauen. Der Tau umgibt die Grashalme, huellt heruntergefallene Blaetter feucht ein. Ich setze mich auf den kalten Marmorboden und hoere nur den Wasserhahn tropfen. Ich wuehle in dem Erste - Hilfe - Kasten und suche nach einer Salbe, die den Schmerz lindert. Irgendwas muss doch die Wundheilung beschleunigen koennen! Wo ist das Pflaster fuer meine Aufschuerfung, es muss aufhoeren zu brennen. Weil ohne dich ist in mir eine Aushoehlung, eine Vertiefung, eine Furche, eine Mulde, ein Hohlraum, ein riesengroßes klaffendes Loch, das mir ins Gesicht schreit und egal wie sehr ich versuche wegzuhoeren und egal wie kraeftig ich mir die Ohren zuhebe, ich verlier zuviel Blut. Ich halte das nicht aus, denke ich. Dann laufe ich wieder in die Kueche. Ich brauche einen Kamillentee, so heiß wie moeglich. Mit der Teekanne hocke ich mich an den Holztisch, der schon ein bisschen wackelt und warte. Wenn der Tee leer getrunken ist, wirst du wieder da sein, hoffe ich. Die Zeit dehnt sich aus und ich sitze nur da und warte darauf, dass du nach Hause kommst. Und dann ziehen die Monate ins Land und irgendwann, als ich mir das letzte bisschen Tee in die Tasse schenke, da klimpern die Muscheln an meinem Windspiel und ich spuer einen kurzen Windstoß auf meiner Haut. Du klingelst Sturm, dann faellt dir ein, dass du doch einen Schluessel hast. Dann lausche ich nur dem Drehen des Schluessels im Schloss und die tretest ein. Du willst doch sicher was Warmes. Komm setz dich zu mir an den Esstisch. Ich haenge einen Teebeutel in die Tasse und der Wasserkocher brodelt. 'Als du gegangen bist, da bin ich erstickt.', liegt mir auf den Lippen. 'Wunden aufreißen und gleichzeitig das Pflaster sein. Das war schon immer dein Spezielgebiet. Darin schlaegt dich niemand.', moechte ich dir sagen, aber ich schweige nur und meine Stimme versagt. Ich will mir nicht eingestehen, wie oft ich sterbe wegen dir. Ich blute so oft wegen dir, weißt du. Dann stell ich dir den Tee hin. Ich hab einen riesigen Vorrat an Teebeuteln gekauft. Trink deinen Fruechtetee aus, aber geh nicht, wenn er kalt geworden ist. Bleib doch,

bleib doch mal ein bisschen
.

h e r z s t i l l s t a n d

Heute, am 14.Oktober.2011 minus 365 Tage. Draußen hinter der Jalousie stand die Finsternis in ihrem schwarzen Gewand, ich war hier und du warst dort. Die Heizung war auf 5 aufgedreht, weil es so schrecklich frostig war um diese Jahreszeit und im Hintergrund lief der Fernseher, damit es hier nicht so leer und still wirkt. Mein Handy lag auf dem Kopfkissen und dann hat es geblinkt und vibriert. Einfach so. Einfach nur so. Du haettest mich heut Nacht gerne bei dir - hast du gesagt. Da draußen in der Dunkelheit haettest du mich gerne bei dir. Mein Herz hat einen Purzelbaum geschlagen, einen Handstand und ein Rad. Es hat sich einfach mal aus seinem Platz bewegt. Es ist rausgehuepft, einfach nur so. Weißt du, mein Herz hat irgendwann einfach verlernt, wie man springt. Es hat irgendwann zwischen den Tagen vergessen, wie so ein Sprung funktioniert. Nur manchmal, manchmal da setzt es aus. Dann hoert es einfach auf, zu schlagen und zu pulsieren. Es verweigert Blut zu pumpen und steht still. Herzstillstand.

d u & i c h, t a g t r a u m

Weißt du, ich koennte jetzt einfach nur neben dir hocken und alles um mich herum vergessen. Einfach alles unwichtig werden lassen, alles andere in eine luftdichte Champagnerflasche einsperren und den Korken drauf stecken und dann in einen Fluss werfen, damit das Wasser all das mit sich traegt. Ich wuerde einfach gerne jetzt auf der Couch neben dir sitzen, wenn das Licht gedimmt ist und nur der Kerzenschein in deinen Augen flimmert. Um uns herum unzaehlige, bunte Kuschelkissen 40 x 40 cm, meine angewinkelten Beine liegen auf dem gepolsterten Sofa, deine dunkle Jeans beruehrt meine graue Wollstrumpfhose und dann wuerden wir vor der Spielekonsole sitzen und du wuerdest nur lachen, weil ich gegen dich verliere. Du wuerdest lachen und mich aufziehen, weil ich immer gegen dich verliere, egal wie viel Muehe ich mir auch geben mag. Du wuerdest mich wieder von der Seite anschauen und frech schmunzeln und dann wuerde ich nur schuechtern irgendwelche schwachen Lichtpunkte in der Luft suchen. Du wuerdest gegen mich gewinnen, haushoch. Sogar mit einer Hand auf der Spielekonsole wuerdest du mich schlagen. Ich wuerde gegen dich verlieren. Ich verliere nicht gern. Aber weißt du, bei dir ist das okay. Bei dir macht mir das nichts aus. Meine Finger wuerden nur wild auf den Tasten rumdruecken, weil ich denke, meine Chancen waeren so hoeher und ich mir nie merken kann, was welcher Knopf ausloest. Dann wuerde ich kurz aufhoeren zu reagieren und koennte anfangen zu weinen, weil der Moment so wundervoll ist, dass ich ihn niemals gehen lassen will. Und weil ich Angst davor habe, mit einer Bewegung, mit einem Laut, mit einem Atemzug nur, die Schoenheit zu zerreißen und alles wuerde verfliegen. Weggeblasen, ehe ich es zu fassen bekomme. Wenn du da bist, dann hab ich so oft schreckliche Angst davor, weißt du das? Und ich koennte schluchzen, ganz laut schluchzen, weil immer, wenn deine Augen auf mich treffen, bin ich entwaffnet. Immer wenn dein Blick mich trifft und du nur eine handbreit von mir entfernt bist, dann bete ich dafuer, dass ich dir standhalte. Dass ich genau dort stehen bleibe und mich nicht vom Fleck ruehre. Ich darf mich keinen Millimeter vorwaerts bewegen. Ich darf das nicht. Denn immer wenn du mich anschaust, weiß ich, dass ich machtlos gegen dich bin. Dass ich dir verfalle, ich hatte noch nie eine Chance gegen dich. Ich bin noch nie gegen dich angekommen. Bei dir werd ich schwach.

s t u r e l o g i k u n d s c h e u k l a p p e n d e n k e n w e r d e n u e b e r b o r d g e w o r f e n

Vielleicht kannst du mir nochmal widersprechen, wenn ich sage, dass ich nicht genug bin. Vielleicht kannst du wieder dazwischenrufen, was fuer ein Schwachsinn das ist von mir, zu behaupten, ich waere nicht viel, nicht genug fuer irgendwen dort draußen. Wenn ich mir eine Haarstraehne hinter das Ohr streiche und ein bisschen Zeit hinauszoegere, bevor ich mich von dir abwende, mich umdreh um zu gehen, ohne die leiseste Ahnung, wann wir uns wieder sehen, dann sollst du deine Finger sanft auf mein Handgelenk legen und meine kalte Haut kurz streichen und den Satz murmeln. "Und hey, " sagst du, zuerst laut und dann wirst du ruhiger, deine Stimme weicher und ich laechel einfach nur, fast unbemerkt, weil ich das liebe, wenn du das sagst, wenn es Zeit ist zu gehen. Und dann faselst du nur herum, suchst die Worte und formulierst keinen praezisen Satz. Ich liebe das, wenn du versuchst irgendwas schoen zu sagen. Vielleicht, ganz vielleicht kannst du mich noch einmal anluegen und mir zufluestern, dass ich genug bin, fuer dich.
Ich bin nicht genug. Nicht fuer dich. Ich bin nicht genug. Du bist nicht genug. Wir sind nicht genug. Das weiß jeder hier. Und wir am Besten. Wir waren nie genug, nie wenn das Leben getobt hat um uns herum, wenn Menschenmengen uns passieren und wir vielleicht kurz die Luft anhalten, im ganzen Trubel einfach Halt machen. Immer wenn es laut waren, waren wir nicht genug. Das weißt du. Wir brauchen uns nichts schoen zu reden, uns vormachen, dass wir das waren, was wir haetten sein sollen. Wir waren das vielleicht langweiligste Doppel auf diesem Planet, schrecklich öde und fahl. So waren wir und trotzdem hat das nie was ausgemacht. Wir haben immer nur ein bisschen Glanz, ein bisschen Leuchtkraft und Gewichtsverlust bekommen, wenn der Platz leer stand. Dunkle Plaetze ohne Leben und ohne Menschenseelen mit pfeifendem Wind und nassem Asphalt. Da war ich ich, und du warst du. Ein pochendes Herz, ein schneller Puls ein Koerper voller Gefuehl. Da waren wir wenig, nicht viel, fast schon nichts, koennte man sagen. Wir waren nichts. Aber so war das bei uns. Wir waren genug, obwohl wir nichts waren. Wenn es still wurde, hat sich alles lahmgelegt und wir waren nichts. Wir waren genug indem wir nichts waren.

i n d e r d u n k e l h e i t s p u e r t m a n d i e e i n s a m k e i t

V o r g e s t e r n. Vorgestern haette ich dich gebraucht.
Und dann stand ich da, auf unserem Platz, mit traenenueberstroemten Gesicht und Wimperntusche in beiden Handflaechen. Je mehr Treppenstufen ich hinunterlief, desto weniger war noch von mir uebrig. Mit jedem Schritt verlor ich mich. Ich hatte auf jeder Stufe etwas von mir zurueckgelassen, Schutzhuellen abgelegt und sture Logik ueber Bord geworfen. Und als ich dann auf unserem Platz stand, mit der Angst zu ersticken, war ich nichts mehr. Ich war leer, komplett leer und nur noch ein Schatten meiner Selbst. Unser Platz, so kahl und leer, hatte komplett an Leben verloren die letzten Jahre. Ich war umgeben von Straeuchern und Mauerkalk und ich wollte nach dir rufen, deinen Namen in den Wind schreien. Aber meine Stimme hat versagt, nur ein schwaches Fluestern und eine Atemwolke hab ich zustande gebracht. Dann hab ich mich auf die kalte Bank gesetzt, mich an die Mauer gelehnt und an das Gestruepp und mein Gesicht in meine Haende vergraben. Ich konnte doch nicht die Fassung verlieren, dachte ich mir. Ich hab geschluchzt, ganz laut und dann wieder leise, voellig ungleichmaeßig und dann hab ich versucht mich zu beruhigen, mich zusammen zu reißen, ruhig zu atmen, um nicht zu ersticken. Ich war so wuetend, so unfassbar wuetend und enttaeuscht von mir selbst, das ich das kaum aushielt. Ich hab meinen Schreibblock rausgekramt, um ihn gleich wieder beiseite zu legen. Ich wollte schreiben, all das aufschreiben, was mich jetzt rettten wuerde und wofuer ich gerade sterbe. Alles, was du jetzt hoeren solltest, wenn du nur hier waerst, alles, was ich dir sagen will. Ich wollte schreiben fuer ein paar Krater und fuer die Risse in meinem Fundament. Mit bleichen, schweren Augenlidern blicke ich auf dieses Stueck Beton und hoffe, dass du um die Ecke kommst. Genau dort um die Ecke wie vor ein paar Jahren auch. Ganz langsam und still aus dem Nebel trittst und mich mit schiefem Kopf anschaust. Dein Kopf nur zur Seite geneigt und deine Augen voller Waerme, Gefuehl und Halt. In deinen Augen haette sich das Leben gespiegelt und die Hoffnung haette gefunkelt. Dein Blick waere nicht mehr so muede und leer. Du waerst mein Anker gewesen auf hoher See und mein Netz, das mich auffaengt, wenn ich stuerze. Du waerst mein Boden gewesen, mein doppelter Boden und mein Leuchtstreifen am Nachthimmel. Du haettest mich da rausgeholt, aus dem Tal der Traenen, aus dem tosenden Meer. Das haettest du, wenn du da gewesen waerst und mich ganz fest gehalten haettest, mich gedrueckt haettest gegen deine Brust, so fest, dass ich mich wieder fuehle. Dass ich meinen Koerper wieder spuere. Du haettest den Regen gestoppt und schreiende Winde erstickt. Du haettest graue Wolken beiseite geschoben. Ich haette wieder geglueht, geleuchtet. Ich waere nicht mehr Nichts. Ich waer ein bisschen Licht, ein Flackern im Dunkel und ein wenig Kerzenschein fuer die Nacht. Das alles waere ein Idyll gewesen. Ein Idyll in diesem so bedrueckenden und stillen Ort. Du warst nicht da, und die Traurigkeit, die stieg mir einfach in die Augen, fraß mich auf. Die staubige Straßenecke blieb seelenlos und alles brach in mich hinein. Ich musste mich selbst aufrappeln, ohne eine Schulter zum Anlehnen und ohne eine helfende Hand, die mir aufhilft. Dann hab ich mich aufgerappelt, das Salz von den Wangen gewischt, die feuchte Erde und das Moos von den Haenden abgewischt, den Kiesel in der Kniewunde rausgepult und bin aufgestanden und bin gelaufen. Gelaufen, mit blutenden Aufschuerfungen und Stiche in der Brust. Ich haette meine Gefuehle herumgetragen wie einen Zahnschmerz, waere verloren gegangen im Nebel, im Licht oder im Meer. Aber ich waere gelaufen, einen Fuß vor den anderen gesetzt, mit ein paar Gramm Hoffnung weniger und einer zerrissenen Hose, aber ich waere gelaufen. Ich haette mich noch einmal umgedreht, um nach dir zu sehen, ob du vielleicht mit ein bisschen Verspaetung herrennst. Ich schaue dem Farbenfinale des Herbstes noch einen Augenblick zu, schließ die Augen, nehme einen Atemzug, laufe aus der Glut, den eisigen Lichtern und dem verborgenen Gefuehlen, verlasse unseren Platz, an denen sicht Rosen ins Dunkle graben und Erdreiche Geschichten verborgen haelt. Ich haette mit einem mueden Laecheln, mit diesem Laecheln, das man macht, wenn man eigentlich weinen will, angesehen, was am Boden liegt. Ich lasse drei Kuesse hier. Drei Kuesse fuer deinen Mund, fuer deine Stimme, fuer deine Gestalt. Ich hinterlasse ein paar Blutflecken, eine Kleinigkeit an Gefuehl, ein Gramm Hoffnung, einen Traum und einen Loeffel Honig, damit das hier nicht allzu bitter ist. Ich lasse mich hier, einen Teil von mir zurueck, damit du weißt, ich war hier. Damit du mich findest.

n i c h t s i s t b e s s e r a l s d i c h a n d e n t r i s t e s t e n o r t e n b e i m i r z u h a b e n


Usergrafik Und wenn ich gehe, hälst du mich fest. Und wenn ich bleibe, laesst du mich stehen.Usergrafik

b r u c h s t u e c k e u n d r i s s e i m f u n d a m e n t


ich liebe das einfach. Ich sitz hier mit viel zu vielen Gefuehlen, die ich versuche zu ordnen und dann vibriert mein Handy auf meinem Schreibtisch, ganz laut und mein Herz bleibt kurz stehen. Und dann blinkt dein Name auf dem Display, mein Finger liegt auf der 'Annehmen' Taste und dann wieder nicht. Ich werf es auf mein Bett, leg es unter mein Kopfkissen, damit ich es nicht mehr hoer. Ich versuche meine Mundwinkel hochzuziehen, obwohl ich eigentlich weinen will. Du legst einfach nicht auf, bleibst minutenlang an der Leitung. Haettest du bloß eine Mailbox, denk ich mir. ich liebe das einfach, mal nicht da zu sein. Mal zu fehlen, mal ein bisschen vermisst zu werden. Einfach nicht erreichbar zu sein, wenn man gebraucht wird. Damit auch du mich mal vermisst.

n o v e m b e r r e g e n

'Ueberlebenskuenstler' stand an meinem Handgelenk und du hast nicht aufgehoert wegzuschauen. Ich musste mich daran erinnern, dass ich ueberleben kann. Dass ich das kann ohne dich. Ich durfte das nicht vergessen. Das war wie gegen den Sturm ankaempfen, man laeuft dagegen, in das Unwetter hinein, obwohl man weiß, dass man keine Chance hat. Obwohl man weiß, dass man verliert.

b r u t a l h e a r t s

ich bin dein gutes Gewissen. und dafür hast du mir das Fliegen beigebracht.

u f e r


Sein Blick wurde traurig und sein Gesicht bekam wieder dieses Weiche, Verletzliche, viel stärker noch als zuvor. Es war, als befände er sich auf dünnem Eis, als erstrecke sich ein gefrorener See zwischen und und er stünde am einen, ich am anderen Ufer. Und plötzlich fühlte ich ihn - seinen Wunsch, auf die andere Seite zu mir zu kommen, und ich spürte seine Angst, dass die fragile Eisdecke einbrechen und ihn hinabziehen würde in die tödliche Kälte. Es war verrückt, aber ich fühlte wirklich seine Gefühle. Nur was er dachte, blieb mir verborgen. Er starrte auf meine Hände, die offen auf meinen Oberschenkeln lagen. Es sah aus, als suchte er die Antwort in meinen Handflächen. "Ich weiß es nicht", sagte er tonlos.
"
Ich weiß nicht, wer ich bin."                                                                                                                                                                                 // Lucian von Isabel Abedi






n a c h t f l u e s t e r e r


Wir lagen auf der ausziehbaren Couch im Wohnzimmer und haben gefluestert, die ganze Nacht, bis die Sonne aufging. Du lagst links von mir, ich hatte die Decke aus Bibermaterial bis zum Kinn gezogen und mich ein bisschen eingerollt, weil ich das immer so mache. Und du, du hattest deinen rechten Arm angewinkelt unter deinem Kopf liegen und schaust mich von der Seite an. Ich murmle nur irgendwas in die Dunkelheit und starre dabei an die Decke und du lachst manchmal und sagst, dass das nicht sein kann. Ob ich das wirklich so meine, dass das gar nicht sein kann, weil es dir genauso geht. Dann schau ich dich an, ein bisschen von unten und laechle. Ich suche nach deiner Hand, streichle erst sanft ueber deinen Unterarm, beruehre dein Handgelenk und schließlich fahr ich mit den Fingerspitzen ueber deine Handlinien. Dann lege ich meine Hand in deine und wir machen wieder diesen sinnlosen Handvergleich. Und wir lachen nur, weil meine Hand so furchtbar klein aussieht in deiner. Generell bin ich klein neben dir. Ich meine, neben dir bin ich wirklich klein, aber du, du gibst mir Groeße. Wenn ich bei dir bin, bin ich ein wenig groeßer, weißt du. Dann schau ich dich an und auf deiner Schulter tanzt das Licht. Da tanzt ein Schatten, da zeichnen sich Lichtlinien ab, das ist das Licht, das durch die Rollladen reinfaellt, von der Straßenlaterne und von Autos, die kurz geparkt werden, weil sich jemand neue Kippen aus dem Zigarettenautomaten holt und ich schweige nur und warte, bis die Autolichter wieder verschwinden. Du hast mir dabei zugeschaut mit deinem verstohlenen Blick, wie ich mit den Augen den grellen Lichtern auf deiner Haut folge. Das sah schoen aus, wie Kunst, ein bisschen wie ein Gemaelde. Ich wollte das zeichnen, weißt du. Mit einem weichen Bleistift mit abgestumpfter Mine, einfach ein Bild in schwarz - weiß oder vielleicht besser eine Radierung. Ich hab deine Schulter beruehrt mit meinen Fingerkuppen, sie ein bisschen wandern lassen. Meine Augen bleiben an deinen haengen, versinken ein wenig darin. Du traegst das hellste Strahlen in deinen Augen, wirklich. Sowas sieht man nicht mehr. Nur bei Kindern, bei Kindern, wenn sie Gute - Nacht - Geschichten vorgelesen bekommen oder an Heiligabend beim wuesten Zerreißen des Geschenkpapiers. So schaust du. Ich verlier mich ein bisschen in dir und auch wenn du nur laechelst, sieht man deine Zaehne. Ich lass die Augen nicht von dir und wundere mich mal wieder, wie du so strahlen kannst, wie das geht.

s c a r r e d

ich wollte dir nur mal eben sagen, dass ich keine Angst vor deiner Dunkelheit habe. und auch nicht vor deinen Narben.

                                   - - - - -
i am not afraid of your darkness. neither of your scars.

                                                                                                                                                           none of your scars can make me love you less #







l a t e n i g h t t a l k s





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